Die Stadt unter der Stadt -

Mary King's Close

 

Überall sieht man sie - diese 'Close'. Irgendwie laufen wir ständig an ihnen vorbei. Zum Beispiel 'Old Fishmarket Close'. Klar, dort wurden früher Fische transportiert, ein ganz normaler Gang also. So wie alle anderen.... oder? Sie sehen doch eigentlich ganz harmlos aus.

 

Fishmarket Close

Wenn man die Arme austreckt, kann man schon stecken bleiben...

Close

Im mittelalterlichen Edinburgh gab es Hunderte solcher Gassen. Bis zu zwölf Stockwerke hohe Häuser verdeckten das Tageslicht. Die Menschen lebten auf engstem Raum. in den oberen Häusern wohnten die feineren Leute, unten waren kleine Geschäfte, Pubs und Bordelle und natürlich die, die keine Unterkunft hatten.

Viele dieser 'Close' - der Name stammt daher, weil sie nachts geschlossen waren (closed at night) besitzen eine grauenhafte Vergangenheit. Insbesondere das Mary King's Close. Hier lebten die Menschen zusammen mit dem Vieh, das praktischerweise gleich an Ort und Stelle geschlachtet wurde. Und das zwischen Dreck und Abfällen, Exkrementen und Ratten. Kein Wunder, dass hier die Pest ihre Opfer fand....

 

Highstreet Edinburgh

Zunächst geht es durch die High Street bis zum Eingang der "Stadt unter der Stadt" wie sie genannt wurde oder auch die "Peststraße". Lange Zeit war diese Gasse verschlossen. 1994 wurde sie erstmals wieder geöffnet. Dieser Close ist wohl der furchterregendste Platz in der ganzen Stadt.

Mary King war eine recht erfolgreiche Geschäftsfrau im 17. Jahrhundert, Tochter des reichen Advokaten Alexander King. Sie hat nichts mit Queen Mary zu tun, obwohl es im Vorraum neben unbeliebten sauren Drops auch Bücher über Queen Mary, die Königin der Schotten, zu kaufen gibt.

Die Pest (lateinisch pestis ‚Seuche‘) ist eine hochgradig ansteckende Infektionskrankheit, die dürch Flöhe und
Ratten übertragen wird. Gegen die Pest half auch weder eine Rabenmaske noch der lederne Umhang, den die Ärzte bei ihrem Kampf gegen die Pest trugen.

Neben Mary King's Close steht übrigens ein Regierungsgebäude. Teile der ehemaligen Peststadt befinden sich darunter und da die Briten ein wenig paranoid sind, darf in dem zwei Stockwerke tiefen Keller leider nicht photographiert werden.

Mary King's Close

In dieser Stadt gab es natürlich noch kein fließendes Wasser und keine Toiletten. Zweimal täglich wurden die Exkremente in den Close geschüttet. Wer unten in der Gasse lebte, hatte eben Pech gehabt.

Die Peststadt

Über viele Monate wütete die Pest, mehr als die Hälfte der Einwohner starben. Als Ursache wurde das Mary Kings Close gesehen und daraufhin wurde die Gasse an beiden Enden zugemauert. Ob mit ihnen die Bewohner ist nicht so ganz klar. Es heißt aber, dass viele eingemauert wurden und elendig starben, so dass ihre Seelen keine Ruhe fanden - sie spuken sie bis heute in den Resten von Mary Kings Close.

Auch wird von einem Vater berichtet, der die Pest hatte und der in die"Stadt unter der Stadt" zurückkehrte, um sich von seiner Familie zu verabschieden. Das Todesurteil für alle.

Die Raume sind winzig, sie erinnern an Viehställe. Wir kommen in einen winzigen Raum, Annie's Room. Jede Menge Puppen, Teddies und ähnliches liegt hier. Hinterlassen von Besuchern, damit sich die kleine Annie nicht fürchtet, nachdem ihre Eltern während der Zeit des Schwarzen Todes verschwanden.

Wir sind irgendwie erleichtert, als wir diesen Ort der Geschichte hinter uns lassen. Auch die 18 anderen Personen, die mit uns hinabgestiegen sind, wirken recht schweigsam und bedrückt. Ob wirklich noch viele dieser Toten als Geister ihr Unwesen treiben?

Auf dem Heimweg jedenfalls läuft uns einer dieser Geister über den Weg!

Geist

 

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