Island - Insel der Vulkane

Dienstag, 18.04.23

Wird es auf dem Deck durch den eisigen Wind zu kalt, können wir jederzeit den Weg des Schiffes über einen der Kanäle auf dem Fernseher verfolgen, bevor wir aufgetaut sind und wieder an Deck gehen.

Doch wir müssen an Deck, denn wir nähern uns Island, dem Ziel unserer Reise. Schon von weitem sind die schneebedeckten Berge zu sehen und kommen immer näher.

Es ist sonnig, später zieht ein wenig Nebel auf, doch ab 8:30 h ist Island endlich in Sicht, wir passieren mehrere Wasserfälle, bevor pünktlich um  10:00 h das Schiff nach einer atemberaubenden Fahrt durch den Fjord von Seyðisfjörður in der kleinen isländischen Küstenstadt Seyðisfjörður anlegt.

Hier wohnen rund 700 Menschen. Der lange, ruhige, tiefe Fjord von Seyðisfjördur schlängelt sich 17 Kilometer von seiner Mündung bis zum Kopf des Fjords, wo die gleichnamige Stadt unter den Bergen Strandartindur und Bjolfur liegt.

Schon jetzt fallen uns die alten, farbenfrohen Häuser von Seyðisfjörður auf und erinnern uns ein bisschen an Tobermory auf der schottischen Insel Mull. Die Blaue Kirche in Seyðisfjörður ist eines der bekanntesten Wahrzeichen Islands.

Das hier wird die nächsten Tage unser Zuhause sein.

 

Seyðisfjörður („Fjord der Feuerstelle“) hat zur Zeit 669 Einwohner. Eigentlich ein wunderschöner Ort, doch wer hier leben möchten, sollte sich eines vor Augen halten: Nach anhaltenden starken Regenfällen und mehreren Schlammlawinen wurde ganz Seyðisfjörður vor 2 Jahren evakuiert.

Mindestens zehn Häuser wurden beschädigt. Unser Cruise Host Heðin erzählte, es seinen 14 Häuser verwüstet worden. Verletzt wurde zum Glück niemand. Auch Teile von Eskifjörður, ebenfalls an der Ostküste Islands, wurden evakuiert.

Aufgrund der anhaltenden kräftigen Niederschläge galt in dem Gebiet bereits die orange Warnstufe. Die erste Schlammlawine war bereits am Mittwoch niedergegangen, infolgedessen wurden 120 Menschen evakuiert. In der Nacht zu Freitag verschob eine weitere Schlammlawine dann ein unbewohntes Holzhaus 50 Meter weit.

Gegen drei Uhr nachmittags ging die nächste große Schlammlawine ab und beschädigte mindestens zehn Häuser. Zudem fiel auch der Strom aus. Die Einsatzkräfte müssen mit einem Boot dorthin gebracht werden, um zu reparieren.

Es wurden alle Einwohner Seyðisfjörðurs evakuiert. Laut einer Mitarbeiterin des isländischen Wetterdienstes hat es in Seyðisfjörður innerhalb von fünf Tagen 570 mm geregnet. Die Hänge sind mit Wasser getränkt und wurden deshalb instabil. Zum Vergleich: Der durchschnittliche Niederschlag in Hamburg beträgt 738 mm – im ganzen Jahr!

Doch gleich nach der Landung des Schiffes geht weiter, nach dem Motto: hier wird 'gerudert und nicht geschludert' , geht es mit dem Bus über den  über den Bergpass nach Egilsstaðir, der mit 2.572 Einwohnern größten Stadt im Osten von Island.

Die Stadt ist von neu angepflanzten Bäumen umgeben und wird auch wegen ihres warmen Klimas das Mallorca Islands genannt. Weiter geht's durch das Jöküllgebiet durchs Hochland. Wir erreichen Hverir am Námafjall. Kleine und große Schlammtöpfe voll von zähem bis sehr flüssigem, unablässig blubberndem, blaugrauem Schlamm. Man möchte den Finger hineinstecken, um zu sehen, ob der Schlamm wirklich heiß ist. 

Námafjall (Bergwerksberg) (482 m) ist ein Bergrücken in Island im Mývatn-Gebiet. Es handelt sich um einen aktiven Vulkan.

Steinhaufen, mal kniehoch, mal eineinhalb Meter hoch, produzieren ständig Wolken von Wasserdampf, an den Steinen setzen sich blauweiße und schwefelgelbe Ablagerungen ab. Das sind die oben genannten Fumarolen und Solfatare.

Sie stoßen Schwefelwasserstoff, Kohlenstoffdioxid und Wasserdampf aus, der bei Solfataren 100-250 °C heiß sein kann. Fumarolen hingegen können bis zu 800 Grad heiße Gase ausstoßen.


Der Schwefelwasserstoff sorgt für den charakteristischen Geruch nach faulen Eiern, der über dieser Landschaft liegen kann. Einige der mitgereisten Damen halten sich die Nase zu, Weicheier!

Ungeachtet dessen geht es zu einem kleinen Mittagessen in dem Restaurant des nahegelegenen Thermalbades.

Wir betrachten die Badenden im Myvatn Naturbad, die sich bei 2° Außentemperatur amüsieren. Unser Badezeug befindet sich sinnigerweise auf dem Schiff.

Es heißt, dass hier die amerikanischen Astronauten für die bevorstehende Marsexpedition trainierten, schon die Mondmission begann quasi hier.

Das glauben wir gerne, und ein wenig ehrfürchtig gehen wir durch diese rötliche, mit Lavasteinen bedeckte Landschaft, auf der sich schon im Jahre 1967 Neil Armstrong für seine erste Mondlandung vorbereitet hat.

Leben oder Pflanzen gibt es hier ebenso wenig wie auf dem Mars, nur Lavageröll.


Wir laufen eine ganze Weile durch dieses Gebiet wie auf einer anderen Welt, bevor es weiter geht zu einem Lavapark. Kleine Hügel und Steinhaufen trafen in einem absoluten Chaos aus Felsen und Geröll aufeinander – ein toter Fleck, alles Leben von Vulkanlava zerstört,  vernarbt von Steinschlag.

Es ist, als hätte Gott sich diese Stelle als Müllhalde der Schöpfung ausgesucht und hier all den Sand und das Gestein deponiert, für die er anderswo keine Verwendung mehr hatte.

Vielleicht hatte Gott auch einfach nur einen schlechten Tag gehabt, als er all dies schuf, denn was hier wächst, quält sich durch Lavagestein.

Immer in Sichtweite: der Vulkan Snaefall.

Doch es wird bald nicht viel besser, wir erreichen Dimmuborgir :

Dimmuborgir (dunkle Städte/Burgen) ist ein Feld mit dunklen Lavafelsen gleich östlich des Sees Mývatn. Durch das Gebiet ziehen sich mehrere Wanderwege verschiedener Dauer (von ein paar Minuten bis zu einigen Stunden und Schwierigkeitsgrade).

Der Lavapark Dimmuborgir wurde wie der Boden von Mývatn, als Laxárhraun yngra aufkam (Laxárhraun yngra stellt den Grund des Mývatn-Sees dar und erstreckt sich in der ganzen Länge bis hinunter in die Täler Laxárdalur und Aðaldalur, und runter bis zum Meer bei Skjálfandi.), durch den selben Vulkanausbruch erschaffen. Es sieht aus wie ein kreisförmiger Lavabogen mit einem Durchmesser von 2 km.

Der höchste Punkt befindet sich mit 20 Metern in der Mitte des Bogens. Inmitten des Bogens finden wir eine faszinierende Pflanzenwelt mit einem kleinen Birkenwald, was die Landschaft umso umwerfender macht. Diese Gegend beherbergt außerdem viele Lavahöhlen und Gesteinsformationen, die damit für viele Besucher einen Lieblingsort darstellen. Dimmuborgir besitzt einige außergewöhliche Wanderwege, die extra geschaffen wurden, damit diese Region leichter erkundet werden kann.


Aus dieser Gegend stammen auch viele Volkssagen, und es ist leicht zu erkennen, warum die Felsen einst mit Trollen, Elfen und Geistern verwechselt wurden – vor allem bei Dunkelheit und Nebel und angesichts der Tatsache, dass es früher keine Wege gab, die durch das Felsenlabyrinth führten. Einer Legende nach leben die isländischen Weihnachtsmänner („Jólasveinar") in dieser Region, und zwar alle 13!

Die versteinerten Trolle lassen wir hinter uns, wir verlassen diesen Ort. Wasserfälle, grasende Gänse, die berühmten Islandpferde, Rentiere und Schwäne ziehen nach und nach an uns vorbei.

Gegen 19:30 h sind wir wieder beim Schiff, danach noch ein Spaziergang im Ort, und wir erinnern uns an die Erzählung unseres Reisebegleiters, dass in diesem Ort bei einer Schneelawine 14 Häuser vernichtet wurden.Wir sehen die Reste von einem dieser Häuser, die Bewohner befanden sich zum Zeitpunkt des Impakts nicht hier.
 

 

 

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