Wir ziehen unsere Stiefel mit dem guten Profil an. Heute geht es auf einen Gletscher. Es geht nach Nigardsbreen. Der Name Nigardsbreen geht auf die Siedlung Nigard zurück. Diese wurde bei einem raschen Gletschervorstoß 1743 vernichtet.

Das Naturschutzgebiet Nigardsbreen besteht seit 1985 und ist 28,1 km² groß. Es grenzt an den Nationalpark Jostedalsbreen an und liegt im Jostedal in der Kommune Luster. Hier gibt es historische und geologische Quellen, die uns viel über Wachstum und Schwund des Gletschers erzählen.

Das Gebiet steht wegen des Gletschers und der Ablagerungen nach dem Gletscherrückzug unter Naturschutz. Deshalb ist es im Naturschutzgebiet nicht erlaubt, Steine zu bewegen, die Vegetation zu schädigen oder zu campen.

Vorbei geht es an reißenden Flüssen und wenig Vertrauen erweckende Brücken. Auch hier ist das typisch Türkis farbene Wasser zu sehen. Wasser, das durch die Kalkablagerungen gefärbt wird. Der Naturstoff Kalk begegnet uns ständig und überall und spielt für unser Dasein eine gewichtige Rolle, denn auch das Weltklima wird durch Kalk und seinen Kreislauf in der Natur wesentlich mit beeinflusst.

 Mit der Fähre geht es zunächst übr den Sognefjord, dann über Sogndalsfjøra bis wir in Gaupne abbiegen. Dann noch ein Stück weiter nach Gjeder und wir haben unser Ziel erreicht.

Dann geht es durch eine Schranke weiter. Ich bin sicher, dass die Gebühr dafür automatisch von meinem Konto abgebucht wird. Das sind so Sachen, die funktionieren hier einfach ganz prächtig in Norwegen. Auf der gesamten Reise habe ich weder Geld umbetauscht, noch irgendwann Kleingeld benötigt.

 Es ist wirklich nicht mehr weit, doch wir haben keine Ahnung, dass der anstrengende Teil des heutigen Ausfluges eigentlich noch vor uns liegt.

Dieses Warnschild vor dem Aufstieg verunsichert uns ein wenig. Aber da wir nicht vorhaben, auf dem Gletscher herum zu spazieren, sollte uns das hier eigentlich nicht abschrecken.

Aha, das sind also diese 'Ropes', die auf dem Wanrschild erwähnt wurden, denken wir, nachdem wir eine Weile über Felsen und Geröll mehr oder weniger gerstolpert sind.

Bei Regenwetter sollte man auf diese Tour vielleicht verzichten, da man schneller wieder unten sein könnte, als erwartet. Aber es ist kühl und trocken.

Es geht weiter und nach dem Klettern ist vor dem Klettern. Solch eine Strecke dürfte man in Deutschland niemandem anbieten, denke ich, aber die Norweger sind ohnehin kletterverrückt.

Immerhin werden wir hier sanft ins eiskalte Wasser gleiten, wenn wir hier auf eine rutschige Stelle treten sollten. Als ich aufs Wasser gucke, sehe ich ein Schiff, das voll beladen mit Touristen an uns vorbei fährt, Richtung Gletscher.

Anfänger, denke ich und wische mir den Schweiß aus dem Gesicht. Den Rückweg werden wir ja wohl hoffentlich mit dem Boot nehmen, da bin ich sicher.

Eine Treppe vor uns! Ich bin mittlerweile zu erschöpft um laut zu jubeln. Immerhin ist diese Treppe zwar schmal, aber dafür stabil.

Zur Abwechselung geht es über einen kleinen Steg, aber auch den lassen wir unfallfrei hinter uns. Vor uns sehe ich ein junges Ehepaar, das ein Kind auf dem Rücken trägt. Ich drücke die Daumen, dass sie nicht einen der Felsem herunter rutschen, mit Kind ist das nämlich nicht so empfehlenswert. Sie ziehen locker an uns vorbei.

Dafür vermissem wir die dicke Frau mit den Walkingstöckern, die wir vor eingen Minuten überholt hatten. Vermutlich ist sie umgekehrt, ich kanns gut verstehen.

Es kann nicht mehr weit sein und wir fassen neuen Mut. So langsam haben wir keine Lust mehr, bäuchlings über Felsen zu klettern. Eine Cola und eine bequeme Hängematte wäre nicht schlecht, denke ich.

Doch statt einer Hängematte gibt es mal wieder die beliebten 'Ropes'. Aber es ist wirklich nicht mehr weit. Ein Feigling, wer jetzt aufgeben würde! Also kriechen wir weiter.

Tatsächlich, da ist der , es heißt, er Nigardsbreen Gletscher ist der der am leichtesten zugängliche von allen Gletschern, ich möchte nicht wissen, wie die Zugänge zu den anderen Gletschern wohl sein mögen.

Dann sind wir endlich da, noch ein paar hundert Meter über rutschiges Geröll, dann haben wir unser Ziel erreicht:

Pures Eis zwischen Felsen. Das Blau des Gletschers sticht hervor. Wir machen ein Pause und erholen uns von den vorgegangenen Balanceübungen auf dem Weg hierher.

Wir entschließen uns den Rückweg mit dem Boot vorzunehmen.

Wir sind nicht die einzigen Besucher des Gletschers, die auf den Rückweg verzichten. Das Boot wird so gut gefüllt, dass ein paar Personen zurück bleiben müssen.

Dann erreichen wir wieder das Zentrum, genauer gesagt, das Bildungszentrum von Nigardsbreen, das Breheimsenter.  Es sieht aus der Ferne aus wie ein Helm, wir erfahren dort einiges über den Geltscher.

Es gibt hier Informationen in Textform (Norwegisch, Deutsch und Englisch) zu Gletscher, Land, Tierwelt und Bevölkerung. Von der Terrasse hat man einen tollen Blick auf den Nigardsbreen.

Wir erfahren auch Erschreckendes über den Rückgang des Gletschers.

Noch vor wenigen Jahren sah der Gletscher in Nigardsbreen so aus, wie auf dem Prospekt, das wir sehen, heute jedoch sieht man deutlich, dass da schon eine ganze Ecke fehlt.

Das sind natürlich Belege, Bestätigungen für den akuten Klimawandel, der auch hier in Norwegen nicht Halt macht.

Wir machen uns auf nach Süden, zurück zur Fähre. Irgendwie braucht man hier nie lange auf eine Fähre zu warten, auch diese hier bringt uns schnell zurück auf die andere Seite des Sognefjords.

 

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